Anwendung
Wie bei allen ähnlichen Netzwerkanalysatormessungen ist eine Kalibrierung auf Systemebene erforderlich, um einen bestimmten Punkt im Smith-Diagramm genau und zuverlässig einzustellen. Alle Komponenten des Systems – einschließlich Verstärker und Zirkulatoren – müssen bei der Kalibrierung angeschlossen sein, damit ihr Einfluss berücksichtigt werden kann. Die R&S®RTP-K98 Software führt durch den Prozess und zeigt jeden Kalibrierschritt visuell an. Die Kalibrierung beinhaltet zwei Arbeitsschritte: Zuerst erfolgt eine OSM-Kalibrierung (Open, Short, Match) auf der Eingangsseite des DUT, anschließend die Übertragung auf die Ausgangsseite mit einem bekannten Through-Standard.
Für präzise Ergebnisse darf das Abstimmsignal nicht mit dem Eingangssignal identisch sein. Auch wenn es widersprüchlich klingt, ist die Erklärung einfach: Das HF-Frontend fügt dem Signal Verzerrungen hinzu, sodass das Ausgangssignal b2 vom Eingangssignal a1 abweicht. Um die Genauigkeit sicherzustellen, muss das Abstimmsignal a2 mit b2 übereinstimmen. Die Anwendung zeichnet zunächst für jede Frequenz- und Pegelkombination das Ausgangssignal des Prüflings b2 auf und verwendet dieses als Abstimmsignal a2, das somit die individuelle Verzerrung enthält, die vom Prüfling in einem bestimmten Szenario hinzugefügt wird, bevor verschiedene Impedanzpunkte eingestellt werden.
Die R&S®RTP-K98 Anwendungssoftware ermöglicht die Abstimmung auf eine einzelne Impedanz – entweder für die Einzelpunktprüfung oder schrittweise, wenn die Steuerung über ein externes Benutzerprogramm erfolgt. Ein Sweep-Plan ermöglicht eine Messsequenz über verschiedene Impedanzen bei mehreren Frequenzen und Pegeln, um Konturdiagramme für KPIs wie Verstärkung, maximale Ausgangsleistung oder EVM zu erstellen. Da die Impedanzvariation lediglich durch Änderung von Amplitude und Phasenbeziehung der beiden Kanäle im Vektorsignalgenerator erfolgt, ist die Abstimmung besonders schnell.
Der automatisch erstellte Testbericht enthält alle Ergebnisse. Darüber hinaus können alle Testdaten zur Nachverarbeitung in üblichen Formaten wie CSV bereitgestellt werden.
Digitale Vorverzerrung (DPD) wird durch die Einbindung der R&S®VSE-K18 Verstärker-Messsoftware in Kombination mit dem Direct-DPD-Verfahren des R&S®RTP Oszilloskops ermöglicht. Durch benutzerdefinierte, vorverzerrte Signale und eine externe Auswertung lassen sich auch frei definierte DPD-Verfahren realisieren.
Die Lösung umfasst eine leistungsstarke Erweiterung zum Deembedding dispersiver Impedanzen, die für realistischere Messergebnisse sorgt und neue Anwendungsmöglichkeiten erschließt. Die Impedanz einer Antenne ist stark frequenzabhängig. Signalbandbreiten von 100 MHz und mehr führen dazu, dass selbst innerhalb des Nutzbands Impedanzschwankungen nicht mehr vernachlässigt werden können. Die Lösung kann eine S1P-Datei verwenden, die das Verhalten der Antenne beschreibt, um ein realistisches Szenario einschließlich Frequenzvariation darzustellen. Zwei S2P-Dateien können zum Deembedding genutzt werden, um ein Anpassnetzwerk oder Bandpassfilter nachzubilden. Durch unterschiedliche S2P-Dateien für verschiedene Anpassnetzwerke lässt sich deren Einfluss auf einfache Weise optimieren – und das jeweilige Design kann in der Simulationsumgebung als S2P-Repräsentation übernommen werden. Sogar hybride Systeme lassen sich realisieren, indem die Tunerdaten zum Deembedding als S2P-Datei in die R&S®RTP-K98 Software geladen werden.
Schließlich lässt sich diese Oszilloskop-basierte Lösung auch mit Hüllkurvennachführung kombinieren, indem ein zweiter R&S®SMW200A eingesetzt wird. Sie liefert zudem echte Zeitbereichsinformationen über die Reaktion des Prüflings.