Pionierarbeit im D-Band

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Pionierarbeit im D-Band

Warum kalibrierte HF-Leistungsmesser so wichtig sind.

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Sollen neue Frequenzbänder kommerziell genutzt werden, sind kalibrierte HF-Leistungsmesser nötig. Für das D-Band erfüllt der im Jahr 2023 eingeführte R&S NRP170TWG diese Aufgabe als bisher einziges Modell am Markt. Nun bietet Rohde & Schwarz auch Transferstandards für das D-Band an, mit denen die obersten nationalen Messbehörden die Messgröße HF-Leistung rückführen und weitergeben können.

Als D-Band wird der Frequenzbereich von 110 GHz bis 170 GHz bezeichnet. Mit diesen Frequenzen beschäftigen sich aktuell die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Mobilfunkherstellern und der Fahrzeugindustrie. Nutzen Radarsensoren diesen Frequenzbereich, ist eine höhere Ortsauflösung als bisher möglich. Im Mobilfunk gilt das D-Band als aussichtsreicher Kandidat für 6G.

Warum Rückführbarkeit?

Marktreife Produkte im D-Band sind zwar erst in Zukunft zu erwarten, die Grundlagen für deren Marktzulassung müssen aber frühzeitig gelegt werden. Für den Nachweis, dass die Sendeleistung innerhalb gesetzlich vorgeschriebener Grenzwerte liegt, sind kalibrierte HF-Leistungsmesser nötig. Damit deren Messskala kalibriert, also auf ein nationales Bezugsnormal rückgeführt werden kann, muss ein solches Bezugsnormal erst einmal geschaffen und den Messtechnikherstellern zugänglich gemacht werden. Diese anspruchsvolle und aufwendige Aufgabe wurde für das D-Band im Jahr 2023 abgeschlossen.

Bild 1: Thermischer HF-Leistungsmesser R&S NRP170TWG

Bild 1: Thermischer HF-Leistungsmesser R&S NRP170TWG

Der R&S NRP170TWG ist handgroß und wiegt nur einige hundert Gramm.

An dem europaweiten Projekt war Rohde & Schwarz als einer der Projektpartner beteiligt und hat eng mit der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) und weiteren nationalen Metrologieinstituten zusammengearbeitet. In diesem Zuge wurden auch die Leistungsmesser R&S NRP170TWG für das D-Band kalibriert. Sie sind nach wie vor die einzigen HF-Leistungsmesser am Markt, deren kalibrierter Messbereich auch Frequenzen oberhalb von 110 GHz abdeckt.

Steckbrief zum R&S NRP170TWG

Die Rolle von Rohde & Schwarz in der Kalibrierhierarchie

Das international gültige Prinzip von Kalibrierhierarchie und Kalibrierkette ist in Bild 2 gezeigt. Im Beispiel von Deutschland stellt die PTB als nationales Staatsinstitut sicher, dass die wichtigsten Messgrößen mit höchster Genauigkeit dargestellt werden können. Dazu unterhält sie sehr präzise Messgeräte und Apparaturen zur Kontrolle der Messumgebung, die gemeinsam das nationale Normal, auch als Primärnormal bezeichnet, bilden. Im Falle der HF-Leistung besteht das nationale Normal aus einem HF-Leistungsmesser und einem Mikrokalorimeter. Vertiefende Informationen dazu und wie Rohde & Schwarz die HF-Leistung messtechnisch rückführt, sind in [1] und [2] zu finden.

Bild 2: Prinzip von Kalibrierhierarchie und Kalibrierkette.

Bild 2: Prinzip von Kalibrierhierarchie und Kalibrierkette.

Abgeleitet von definierten Basisgrößen (SI-Einheiten) erstellen Staatsstellen unter hohem Aufwand für die wichtigsten Messgrößen jeweils ein hochpräzise messendes nationales Normal und geben die Messgenauigkeit über akkreditierte Kalibrierlabore an produzierende Unternehmen weiter.

Die nächste Stufe wird von den akkreditierten Kalibrierlaboratorien gebildet. In Deutschland ist für die Akkreditierung die Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH, DAkkS, zuständig mit über 600 Kalibrierlaboren. Diese Labore unterhalten sogenannte Bezugsnormale, also HF-Leistungsmesser, deren Messgenauigkeit durch Vergleichsmessungen am nationalen Normal und Dokumentation der Messunsicherheit genau bekannt ist.

Nach diesem Prinzip wird die Messgenauigkeit in der Kalibrierhierarchie sozusagen von oben nach unten weitergereicht. Deshalb spricht man auch von einer Kalibrierkette. Dabei nimmt die Messunsicherheit mit jeder weiteren Stufe etwas zu.

Rohde & Schwarz setzt in der Kalibrierhierarchie direkt unterhalb der PTB an. Die in Memmingen, München und Köln betriebenen akkreditierten Kalibrierlabore des Konzerns stellen die Rückführung auf nationale Primärnormale sicher und sind damit wesentlicher Teil der Kalibrier-Infrastruktur sowie der industriellen Qualitätssicherung.

Besonderheit Bezugsnormale

Die Bezugsnormale der akkreditierten Kalibrierlabore müssen kompatibel mit den Kalibriersystemen der Staatsinstitute sein. Das bedeutet unter anderem, dass als Bezugsnormale nur passive Leistungsmesser auf Basis von Thermistoren oder vergleichbarer Technik in Frage kommen. Dieser Sensortyp wird in der Industrie schon länger nicht mehr für HF-Leistungsmessungen verwendet, ist aber aufgrund seiner hervorragenden Langzeitstabilität bei den obersten Messbehörden verständlicherweise gesetzt.

Bild 3: Transferstandard R&S NTS170TWG

Transferstandards R&S NTS170TWG im Mikrokalorimeter der PTB

Zwei R&S NTS170TWG Transferstandards messen im Mikrokalorimeter an der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig nach dem DC-Substitutionsprinzip. Nur der aktive Sensor wird mit einem HF-Signal versorgt, der passive dient als Referenz.

Transferstandards R&S NTS170TWG Nahaufnahme

Eine Differenztemperaturmessung im Bereich von Millikelvin mit einer Thermosäule (Reihenschaltung von Thermokontakten) ergibt den Wirkungsgrad des Leistungssensors. Die Transferstandards sind aufgrund ihres Aufbaus für eine Primärrückführung im Mikrokalorimeter geeignet.

Als einer von wenigen Herstellern weltweit stellt Rohde & Schwarz thermoelektrische HF-Leistungsmesser bereit, die für die Rückführung der Messgröße HF-Leistung geeignet sind. Diese sogenannten Transferstandards können als Bezugsnormale von akkreditierten Kalibrierlaboren verwendet werden. Ab sofort bietet Rohde & Schwarz auch Transferstandards für das D-Band an und leistet damit einen grundlegenden Beitrag zur Qualitätssicherung und Kommerzialisierung von neuen Frequenzbändern für beispielsweise den Mobilfunk.

Weiterführende Literatur zur Rückführbarkeit von HF-Messgrößen

[1] Rückführung von HF-Messgrößen. Judaschke, R., NEUES 199 (2009), S.28-33. Gastbeitrag der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB).

[2] Kalibrierung der Messgröße HF-Leistung im Hause Rohde & Schwarz. Rösel, G., NEUES 199 (2009), S. 34-37.

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